Gut 6000 Kopfweiden gibt es noch im Tecklenburger Land wie eine Untersuchung der ANTL vor über 20 Jahren ergab. Dass diese Überbleibsel einer bäuerlichen Landwirtschaft erhalten bleiben, dafür sorgen verantwortungsbewusste Landwirte und inzwischen viele Naturschützer. Zwar werden die Weiden kaum noch zum Flechten von Korbwaren, als Viehfutter, Werkzeugstiele, Bohnenstangen oder für das Herstellen von Holzschuhen gebraucht, aber die regelmäßige Pflege, das Schneiteln, bedeutet Schutz von Tieren und Pflanzen, die direkt im Baum oder in dessen Nähe leben.
Durch Fäulnisprozesse an den Schnittenden kommt es zu Aushöhlungen, die auf den ganzen Baum übergreifen können. Steinkauz, Feldsperling, Gartenbaumläufer, verschiedene Meisenarten, Grauschnäpper, Kleinspecht, Gartenrotschwanz finden hier ebenso ein Zuhause wie seltene Käferarten, die auf Totholz angewiesen sind. Einige Wildbienenarten ziehen als Nachmieter in die Fraßgänge ein und haben die Pollentracht im Frühjahr direkt vor der Haustür. Gern siedeln sich in dem vermodernden Holz auch Brombeere, Holunderbeere und Vogelbeere an. Auch Säugetiere, wie Fledermäuse, Bilche und Baummarder, die in unseren Forsten immer weniger Höhlen in Totholz finden, nehmen das Wohnungsangebot gern an.
Die letzten drei Wochen, immer am Montag, waren zahlreiche Aktive der ANTL an der Feldstraße in Ledde beim Schneiteln der dreizehn großen Kopfweiden anzutreffen. Um die wackeren Arbeiter bei dem kalten, regnerischen Wetter zu unterstützen, kam Reinhold Harte aus der Nachbarschaft und brachte in einem nach Rotkäppchenart geschmückten (Weiden!) Korb zwei große Thermokannen Kaffee, nebst Sahne, Zucker und Tassen. Da ließen die fleißigen Arbeiter sich nicht lange bitten. Frisch gestärkt ging es dann nach einer kleinen Pause umso motivierter weiter, so dass die Schneideaktion inzwischen beendet werden und die Bäume der Nutzung durch die Natur übergeben werden konnten.
Text: Klaus Helms